Lhasa

CIMG1004In Lhasa kommen wir im Banak Shol unter. Das ist DIE Backpacker-Herberge, die mir natürlich aus vielen Reisebrichten und Büchern bekannt ist. Ich kann’s kaum glauben, dass ich hier bin. Ich teile mir mit Greg ein Zimmer, Ori und Levi sind direkt nebenan. Für das einfache aber saubere Zimmer zahlen wir zusammen 50 Yuan, das sind etwa 5 €. Es gibt auch bessere Zimmer, in denen diejenigen Mitreisenden von uns unterkommen, die in Kathmandu das teurere Angebot gebucht hatten. Unsere Gemeinschaftsduschen sind eine Etage tiefer über eine steile Treppe zu erreichen. Ich mache mich in Klamotten auf und dusche, was das Zeug hält. Es ist immerhin die erste Dusche nach 6 Tagen! Die Zeit zwischen Zu-Ende-geduscht und Abgetrocknet-in-die-Klamotten ist eiskalt (wir sind hier immerhin auf 3600 m!) und ich bin froh, als ich alle meine Sachen zusammen geklaubt habe und wieder angezogen oben im Zimmer uner die Decke schlüpfe.

CIMG1018Im Internet-Café gegenüber staune ich nicht schlecht, als alle Plätze mit tibetischen Mönchen/Novizen in roten Roben besetzt sind, die sich die Zeit mit mailen und sehr weltlichen Internetspielen vertreiben!

CIMG1005Ich ziehe mit Levi durch die Stadt und wir besuchen den Barkhor, wo wir die Tibeter CIMG1007beobachten, die mit ihren Niederwerfungen auf der alten Pilgerstraße den Jokhang-Tempel umrunden. Der Jokhang ist das bedeutendste Heiligtum der Tibeter und liegt mitten in der Altstadt. Überall sind bewaffnete Polizisten zu sehen und ich denke, es sind auch zahlreiche Nichtunifomierte unterwegs um nach dem Rechten zu sehen. In der Altstadt ist noch ein Hauch des alten Tibets zu finden, etwas, was man im restlichen Stadtgebiet vermisst. Auch wenn ich bereits darauf vorbereitet bin, macht es mich unendlich traurig, all die riesigen Häuser in chinesischem Einheitslook mit verspiegelten Fronten und Plastikpalmen davor zu sehen. Da ich aufgrund des begrenzten Platzes im Rucksack kaum Haarpflege mitgeschleift habe, haben meine Haare in letzter Zeit etwas gelitten und ich erstehe in einem dieser Konsumtempel ein Haarspitzenfluid, das mich in etwa so viel kostet, wie ich sonst an einem ganzen Tag ausgebe! Der Kauf gestaltet sich etwas schwierig, da alle Produkte in gläsernen Regalen ausschließlich auf Chinesisch beschriftet sind und die Verkäuferin leider kein Englisch spricht. Natürlich fällt mir genau diese Flasche ein paar Wochen später in Thailand auf den Boden und zerschellt in 1000 Teile…

In den Geschäften und Straßenständen gibt es allerlei Kurioses zu entdecken, hier eine kleine Auswahl:

CIMG1020Da die Verständigung generell schwierig ist, werden auch einfache Rikschafahrten zum CIMG1019Abenteuer. Man könnte ja annehmen, Zeichensprache sei international, ist sie aber nicht. Wenn ich mit dem Rikschafahrer den Fahrtpreis aushandeln möchte, kann ich nicht einfach 5 Finger hochhalten um 5 Yuan anzuzeigen. Irgendwie machen die das hier anders und er versteht nur Bahnhof. Manche fahren dann einfach weiter und ignorieren uns. Ich behelfe mir damit, die jeweiligen Scheine hochzuhalten, er tut das Gleiche um sein gegenangebot anzuzeigen usw…  So schaffen wir es, eine Rikscha zum Potala-Palast zu ergattern. Vor dem Potala reihen sich Gläubige auf der Straße aneinander, die auch hier ihre Niederwerfungen praktizieren. Man kann sogar in tibetische Trachten schlüpfen und sich fotografieren lassen.

CIMG1025Der Potala liegt auf dem Berg „Mar-po-ri“, und so schnaufen wir ziemlich, als wir die vielen Stufen erklimmen. Es ist ein unglaubliches Gefühl, durch diese jahrhundertealten Gemäuer zu gehen, in denen der aktuelle Dalai Lama als Kind gelebt hat, bevor er nach Indien geflüchtet ist. Allerdings sind auch hier überall Wachen postiert, man wird hindurch geschleust und darf nicht fotografieren. In den Wänden finde ich Einschusslöcher. Was ich natürlich nicht finde, sind Bilder des Dalai Lama. Leider ist der Norbulingka – der Sommerpalast des Dalai Lama – wegen Renovierung geschlossen.

CIMG1012Ein anderes Mal versuche ich, in den Jokhang zu kommen. Ich stelle mich in aller Herrgottsfrühe mit CIMG1016Tibetern an und warte darauf, dass die Tore aufgemacht werden. Das Verhalten dabei stößt mich allerdings so ab, dass ich entnervt und enttäuscht wieder gehe: es wird gedrängelt und geschubst, ein alte Frau fällt dabei sogar hin. So hatte ich mir das irgendwie nicht vorgestellt. Später ärgere ich mich darüber, dass ich mich so habe runterziehen lassen und nicht trotzdem reingegangen bin…

Während der ganzen Tage sind wir damit beschäftigt, einen Rücktransport zu organisieren. Greg vereinbart dann 2 Plätze für uns in einem Jeep, der uns in 2 Tage die Strecke bis zur Grenze nach Nepal zurückbringen soll. Ich bin hin und hergerissen, ob ich mitfahre oder alleine länger bleibe. Eigentlich würde ich gerne noch etwas bleiben, aber ich möchte mich auch nicht alleine auf den Rückweg machen… Im Banak Shol müssen wir mehrmals umziehen, jedesmal mit fadenscheinigen Begründungen. Auch hätte ich gerne Sabriye Tenberken in ihrer Blindenschule besucht, allerdings erzählt mir die Hotelmanagerin, dass sie zurzeit mit ihrem Freund in Holland ist.

Mit Levi besuche ich das Kloster Sera, eines der „Drei Großen Klöster“ des Gelug-Ordens des tibetischen Buddhismus, wo wir eine Debattierstunde der Mönche erleben. Auch hier habe ich den Eindruck, dass dies eher für Touristen veranstaltet wird. Wir trinken Tee und nehmen einen Bus nach Lhasa zurück.

Irgendwo in der Stadt, wo uns etwas bekannt vorkommt, steigen wir aus und laufen den Rest zu Fuß. Wir essen in einem kleinen Restaurant, in dem wir mit einem Körbchen bewaffnet Essen aussuchen, das uns der Koch dann zubereitet. Es schmeckt wirklich lecker!

CIMG1073 Unseren letzten gemeinsamen Abend verbringen wir vier im Banak Shol, essen Nudeln und trinken Rotwein dazu! Ab hier trennen sich unsere Wege…